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Chaos Report — warum diese Studie über IT-Projektmanagement so einzigartig ist

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Der Chaos Report, oder Comprehensive Human Appraisal for Originating Software, ist ein berühmter Bericht über die IT-Industrie. The Standish Group veröffentlicht ihn seit 1994. Neue Ausgaben dieses Berichts werden mehr oder weniger alle zwei Jahre veröffentlicht.

Die Hauptziele der Chaos Report sind die Ermittlung der Anzahl der erfolgreich abgeschlossenen Projekte und die Analyse der Faktoren (insbesondere des menschlichen Faktors), die den Softwareentwicklungsprozess beeinflussen. Deshalb ist der Bericht eine umfassende Wissensquelle über das IT-Projektmanagement in der Softwareentwicklung.

Der Bericht zeigt, dass nur 31 % der IT-Projekte erfolgreich abgeschlossen werden. Er erklärt auch, wie ein Projektmanager den Projekterfolg beeinflusst und beschreibt die Erfolgsquote.

In diesem Artikel haben wir versucht, die wichtigsten Informationen zusammenzutragen und Ihnen eine bessere Vorstellung davon zu vermitteln, was der berühmte Chaos Report ist.

Wichtige Informationen

  • Der Chaos Report teilte die untersuchten Projekte in drei Gruppen ein: erfolgreich, herausgefordert und gescheitert.
  • Viele Faktoren beeinflussen den Erfolg eines Projekts, darunter ein guter Sponsor, ein gutes Team und eine gute Arbeitsumgebung.
  • Organisationen sollten sich vom projektbasierten Ansatz zur Softwareentwicklung abwenden, auf Manager verzichten und die Nutzung von Software zur Projektverwaltung reduzieren.

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Was enthält der Chaos Report?

Person hält Tablette über Schreibtisch mit Laptop, Taschenrechner und Dokumenten

Der Bericht analysiert eine Stichprobe von rund 50.000 Projekten aus verschiedenen Marktsegmenten und teilt sie in drei Gruppen ein:

  1. Erfolgreiche Projekte: Abgeschlossen pünktlich, mit allen geplanten Funktionen und im Rahmen des Budgets.
  2. Herausgeforderte Projekte: Überschritten die Frist und das Budget und boten weniger Funktionen als ursprünglich geplant.
  3. Gescheiterte Projekte: Die Arbeit an ihnen wurde abgebrochen.

Der im Jahr 2020 veröffentlichte Bericht (die neueste Version des Berichts) zeigt Folgendes an:

  • 31 % der Projekte sind vollständig erfolgreich
  • 50 % der Projekte überschreiten die Frist und das Budget
  • 19 % der Projekte werden abgebrochen

Vergleicht man die Ergebnisse des Berichts mit den Ergebnissen der früheren, im Internet verfügbaren Studie, so stellt man fest, dass der Prozentsatz der erfolgreichen Projekte (Erfolgsquote) konstant bei etwa 30 % liegt.

Erfolgsquote — der Prozentsatz der erfolgreichen Projekte

Auf dem unteren Regal der Kommode steht ein leuchtendes Schild mit der Aufschrift „100%“.

Bis 2015 wurde in dem Bericht eine Definition der Erfolgsquote verwendet, die sich aus drei Faktoren zusammensetzt. Ein erfolgreiches Projekt war eine Software, die fristgerecht, im Rahmen des Budgets und mit allen geplanten Funktionen geliefert wurde (ein klar definierter Projektumfang).

Diese Definition änderte sich jedoch im Jahr 2015. Seitdem gilt ein Projekt, das fristgerecht, im Rahmen des Budgets und mit zufriedenstellenden Ergebnissen abgeschlossen wird, als erfolgreiches Projekt.

The Standish Group hat diese Entscheidung getroffen, weil ein solches Kriterium die Ziele der Manager und die Kundenzufriedenheit besser beschreibt.

Die neue Definition führte zu einem Rückgang der Erfolgsquote um 7 %.

Was beeinflusst den Erfolg eines Projekts?

Der Bericht beschreibt außerdem ein Dutzend Faktoren, die den Erfolg eines Projekts beeinflussen.

Zu diesen Faktoren gehören:

  • Führungskräfteunterstützung — das Management unterstützt die Mitarbeiter emotional und finanziell.
  • Emotionale Reife — eine Sammlung von Verhaltensweisen, die beschreiben, wie Mitarbeiter zusammenarbeiten.
  • Benutzereinbindung — Benutzer werden ermutigt, ihre Erfahrungen zu teilen, und ihre Meinungen werden berücksichtigt.
  • Optimierung — Steigerung der Geschäftseffizienz und Optimierung von Prozessen.
  • Fachpersonal — beschreibt das hohe Niveau der Mitarbeiterfähigkeiten in Technologie und Wirtschaft.
  • SAME (Standard Architectural Management Environment) — eine Sammlung von Praktiken zur Softwareproduktion, -bereitstellung und -nutzung.
  • Fundierte Kenntnisse in Agile — bestimmt die Kenntnisse und Fähigkeiten in der Agile-Methodik.
  • Bescheidene Ausführung — beschreibt Prozesse, die aus einfachen, automatisierten Elementen und einem begrenzten Einsatz von Projektmanagement-Tools bestehen.
  • Projektmanagement-Kompetenz — eine Reihe von Fähigkeiten im Projektmanagement.
  • Klare Geschäftsziele — die Fähigkeit, Projektziele mit Geschäftszielen zu verstehen und in Einklang zu bringen.

Neue Erfolgsfaktoren

Zwei Personen im Büro geben sich gegenseitig ein High Five

Im Jahr 2020 stellte The Standish Group drei neue Erfolgsfaktoren vor.

  • Gute Arbeitsumgebung
  • Gutes Team
  • Guter Sponsor

Gute Arbeitsumgebung

Eine gute Arbeitsumgebung ist ein Ort, an dem das Team an Software arbeitet. Es besteht aus einem Sponsor, einem Team und allen anderen Mitarbeitern, die mit ihnen während des Projekts zusammenarbeiten. Der Einfluss anderer Mitarbeiter kann sich negativ oder positiv auf die Softwareentwicklung auswirken, daher ist es wichtig, die Mitarbeiter kontinuierlich zu schulen und ihre fachlichen Qualifikationen zu verbessern.

Gutes Team

Ein gutes Team ist die treibende Kraft des Projekts und hat den größten Einfluss auf das Endergebnis. Der Sponsor motiviert, leitet und instruiert das Team. Letztlich hängt es jedoch vom Team ab, ob es die erwarteten Ergebnisse liefern kann. Eine der Empfehlungen von The Standish Group lautet, kleine Teams zu bilden.

Guter Sponsor

The Standish Group definiert einen guten Sponsor als das Herzstück eines Projekts, ohne das es nicht existieren kann. Ihrer Meinung nach ist der wichtigste Aspekt, der zum Erfolg führt, die kontinuierliche Verbesserung der Fähigkeiten eines Sponsors, damit er das Team während des Projekts effektiv führen und unterstützen kann. Gleichzeitig ist dies der am einfachsten zu verbessernde Teil des Projekts, da jedes Team nur einen Sponsor hat.

Es ist auch erwähnenswert, dass der Chaos Report seit Jahren feststellt, dass die Verwendung der agilen Methodik zur Verwaltung von Projekten viel effektiver ist (etwa dreimal effektiver) als Projekte, die nach dem Wasserfallmodell verwaltet werden.

Die umstrittenen Schlussfolgerungen des Chaos Report 2020

Ein schwarzes Ausrufezeichen auf gelbem Hintergrund

Laut dem Artikel „Project Managers Fail to Help Software Projects (Standish Group Chaos 2020)“ kam The Standish Group zu überraschenden Schlussfolgerungen, die den Empfehlungen in früheren Ausgaben des Berichts widersprechen.

Können wir die Softwareentwicklung als ein Projekt behandeln?

The Standish Group ist der Meinung, dass Unternehmen aufhören sollten, die Softwareentwicklung als ein Projekt zu behandeln, da ein Projekt per Definition ein Ende hat. Stattdessen empfiehlt die Gruppe einen kontinuierlichen Entwicklungsansatz ohne definiertes Ende. Software sollte kontinuierlich entwickelt, gewartet und verbessert werden.

Außerdem betont die Gruppe, dass die Aufteilung des Gesamtprojekts in kleinere Projekte auch keine Lösung ist. Das führt dazu, dass man an kleineren Teilen arbeitet, die immer noch ein bestimmtes Budget und eine bestimmte Frist haben, und wenn das Projekt dann in Produktion geht, stellt sich heraus, dass die Benutzer andere Bedürfnisse haben.

Daher wird empfohlen, kleine und kontinuierliche Verbesserungen vorzunehmen, die von den Benutzern leicht verdaut und getestet werden können.

Werden Projektmanager wirklich gebraucht?

Die folgende umstrittene Aussage in dem Bericht ist die Schlussfolgerung, dass Projektmanager während des Projekts mehr Schaden als Nutzen anrichten. Warum ist diese Aussage so umstritten? Weil sie im Widerspruch zu den Empfehlungen steht, die The Standish Group seit 30 Jahren predigt.

In früheren Berichten wurde die Bedeutung eines qualifizierten Projektmanagers hervorgehoben; im Jahr 2020 zog The Standish Group diese Empfehlung jedoch zurück. Stattdessen identifizierte sie eine andere Gruppe von Faktoren, die für den Projekterfolg ausschlaggebend sind: eine gute Arbeitsumgebung, ein gutes Team und ein guter Sponsor.

Die in dem oben genannten Artikel vorgestellten Daten zeigen, dass die Erfolgsquote von Projekten, die von hochqualifizierten Managern geleitet werden, nur 23 % beträgt (für Projekte, die mit nicht-agilen Methoden durchgeführt werden). Bei Projekten ohne Manager steigt diese Kennzahl auf 58 %.

Im Gegensatz dazu sehen die Statistiken für Projekte, die nach dem Agile-Verfahren durchgeführt werden, folgendermaßen aus: Die Erfolgsquote für Projekte mit einem hochqualifizierten Manager liegt bei 18 %, und für Projekte ohne Manager erreicht sie 91 %.

Auf der Grundlage der oben genannten Daten kam die Gruppe zu dem Schluss, dass Projektmanager häufig unnötigen Papierkram produzieren, was die Entscheidungszeit verlängert und den Projektfortschritt verlangsamt.

Eine weitere interessante Erkenntnis aus dem Chaos Report 2020 ist der negative Einfluss von Projektmanagement-Tools. The Standish Group stützt ihre Schlussfolgerungen auf die Clarity-Softwaretests. Die Tests haben gezeigt, dass die Verwendung dieser Art von Tools die Erfolgsquote senkt und die Projektkosten erhöht.

Die Zukunft der Softwareprojekte

Wegweiser in der Stadt mit der Aufschrift „Einbahnstraße“.

In der „Review Standish Group - CHAOS 2020: Beyond Infinity“ finden wir eine Einteilung der Software-Entwicklungsgeschichte in 4 Phasen.

  • Die erste Phase dauerte von 1960 bis 1980 und hieß „Wilder Westen“.
  • Die zweite, die „Wasserfallperiode“, dauerte von 1980 bis 2000.
  • Die „agile Periode“ begann im Jahr 2000 und dauert bis heute an.
  • Die letzte Phase, die noch nicht begonnen hat, wurde „Unendliche Fließperiode“ genannt.

The Standish Group sagt, dass wir uns am Ende der „Agile Periode“ befinden und dass wir uns einem Punkt nähern, an dem sich Organisationen von Budgets, Plänen, Managern und Scrum-Mastern entfernen werden.

In dieser Phase liegt der Schwerpunkt auf der Integration des direkten Budgets in den Entwicklungsprozess und der Minimierung der Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Projektmanagement. Softwareänderungen werden kontinuierlich in kleinen Schritten eingeführt.

In Anbetracht dieser Veränderungen hat The Standish Group angekündigt, dass der Chaos Report 2020 die letzte Ausgabe sein wird. Da sich die Herangehensweise an die Softwareentwicklung ändern und zu einer Abkehr von Projekten führen wird, gibt es keinen Grund, sie weiterhin zu analysieren.

Zusammenfassung

Der Chaos Report ist zweifellos ein umfangreiches Dokument, das interessante Schlussfolgerungen und Daten über die IT-Branche und die Softwareentwicklung liefert. Unternehmen können darin hilfreiche Hinweise auf Bereiche finden, in denen sie sich verbessern können.

Wir können die wichtigsten Empfehlungen wie folgt zusammenfassen:

  1. Die Teams sollten die agile Methodik anwenden.
  2. Anstatt Projekte zu schaffen, sollten wir uns auf kontinuierliche und kleine Schritte konzentrieren.
  3. Wir sollten uns auf die Verbesserung von Faktoren wie eine gute Arbeitsumgebung, ein gutes Team und einen guten Sponsor konzentrieren.
  4. Wir sollten die Zuweisung von Managern zu Projekten vermeiden und den Einsatz von Projektmanagement-Tools reduzieren.

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Chaos Report?

Der Chaos Report ist eine Sammlung von Schlussfolgerungen, die auf der Analyse von mehr als 50.000 IT-Projekten basieren. Sein Ziel ist es, Informationen über den Erfolg von Softwareentwicklungsprojekten zu liefern.

Wo können Sie die vollständige Version des Berichts herunterladen?

Die neueste Version des Berichts (2020) kann auf der Website der The Standish Group erworben werden, und die Version 2015 kann kostenlos heruntergeladen werden.

Was zeigt der Chaos Report?

Der Chaos Report zeigt, dass 31 % der Projekte erfolgreich abgeschlossen werden, indem alle in den ursprünglichen Annahmen enthaltenen Funktionen bereitgestellt werden, 50 % der Projekte enden mit Budget- und Terminüberschreitungen, ohne dass alle Anforderungen erfüllt werden, und 19 % der Projekte werden abgebrochen.

Welches sind die wichtigsten Faktoren, die den Erfolg von IT-Projekten beeinflussen?

Eine gute Arbeitsumgebung, ein gutes Team und ein guter Sponsor sind einige der wichtigsten Faktoren, die den Projekterfolg beeinflussen. Unternehmen sollten ihnen besondere Aufmerksamkeit schenken und ihre Prozesse auf dieser Grundlage optimieren.

Wie sollte man das IT-Projektmanagement angehen?

The Standish Group empfiehlt, dass IT-Unternehmen die Zuweisung von Managern zu Projekten, die auf der agilen Methodik basieren, einstellen sollten, um den Arbeitsablauf zu verbessern. Außerdem empfehlen sie, den Einsatz von Projektmanagement-Tools zu minimieren, die die Erfolgsquote verringern und die Projektkosten erhöhen.

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Journal / Redaktor
Autor: Radek
UX Writer and researcher by education + experience. Collects The Story's knowledge and shares it on the Journal.

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